Der Berliner Scheffel von 1518 bis 1722.



Das Berliner Korn- und Hohlmaß.

In Deutschland galten vor ca. 250 Jahren noch zig verschiedene Scheffelmaße im Getreidehandel, es wurde nach Scheffel, Wispel, Lasten, Himten, Malter, Spind, Becher, Kannen, Fuder oder Metzen usw. gemessen und gehandelt. Diese Maße waren durchweg alles Hohle Maßeinheiten des Volumens, denn es wurde nicht gewogen, sondern gemessen bzw. ausgemessen. Diese Maße galten auch nicht nur für das Korn selbst, sondern auch für alle anderen Schütt fähigen Güter, von der Erbse über Gips bis hin zur Kohle. Sie waren regional in der Größe aber sehr unterschiedlich, so gab es z. B. in Bayern einen Scheffel mit einem Scheffelmaß von ca. 222 Liter und in Preußen gab es den Berliner Scheffel von ca. 55 Litern, ein gewaltiger Unterschied. Dabei sind die Beispiele nur die landesherrschaftlichen Maße, im Grunde hatte jeder Ort sein eigenes Getreide Maß für die erzwungenen Zehnt Leistungen (Zehntabgabe) an den Grundherren und die Kirche. Dieser Zustand blieb mehr oder weniger bestehen bis zur Einführung des metrischen Maßes 1872. Nur in Preußen und in den späteren Staaten des Zollvereins war schon vorher ein einheitliches Maß- und Gewichtssystem, allerdings auf der Basis der alten Maße hergestellt. Da zu mehr unter der Zollverein.

Am 4. Juli 1518 legte Kurfürst Joachim Ⅰ. Nestor von Brandenburg, verbindlich fest, dass in der gesamten Mark Brandenburg nur der Berliner Scheffel, die Berliner Elle und das Berliner Gewicht gelten soll. Frühere Bemühungen um einheitliche Maße und Gewichte waren immer wieder erfolglos geblieben. Zu mindestens für die kurfürstliche Verwaltung gelang dies aber im privaten Verkehr blieben die alten Maße weiter hin in Gebrauch. Eine Verordnung vom 2. April 1698 legte fest, dass in denen hiesigen Residenzen einerlei Scheffel gebraucht werden soll, die vorigen aber nach den Mühlenhoffischen Amts-Scheffel reduziert und mit dem Adler gezeichnet werden. Diese Verordnung wurde per Edikt vom 16. Januar und nochmals am 16. Juni 1713 auf die ganze Mark Brandenburg ausgedehnt.

Den ersten schriftlichen Hinweis auf den Versuch, einheitliche Maße und Gewichte einzuführen gibt es von Kurfürst Friedrich III. von Brandenburg, der 1701 zum König Friedrich I. von Preußen wurde, in einem preußischen Patent vom 13. März 1693 aus Cöllen an der Spree heißt es: “Das Gewicht, Maaß, Ellen und Gefäß richtig zuhaben und wie es zu zeichnen”. Um welches Maß und Gewicht es sich hierbei handelt, ist allerdings nicht bekannt. Doch König Friedrich I. von Preußen musste in einem Edikt vom 16. Januar 1713 erneut anweisen, dass in der gesamten Kurmark Gleichheit in Maß, Scheffel, Elle und dem Gewicht eingeführt wird und das dazu das Berliner Gewicht zugrunde gelegt werden soll.

Um mit der Mark Brandenburg ein einheitliches Maß- und Gewichtssystem herzustellen, wird am 25. Juli 1714 durch eine Kabinettsorder das in Berlin geltende System mit Wirkung ab 1716 eingeführt. Es ist durchaus zu verstehen, dass der preußische König Friedrich Wilhelm 1714 darauf drang, in allen zu Preußen gehörenden Gebieten endlich einheitlich das Berliner Maß einzuführen, aber es sollte noch bis 1722 dauern. Jacobus von Wesel war einer der Ersten, der im Jahre 1714 eine 26 Seiten umfassende Umrechnungstabelle für die Verwaltung und das Militär sowie für den Handel zusammenstellte und veröffentlichte.
Eine weitere halbwegs brauchbare Umrechnungstabelle, die Jacob de Vries zusammengestellt hatte, wurde von dem königlich preußischen Kriegs- und Domänendirektorium am 12. Januar 1725 im Gesetzes- und Verordnungsblatt für die preußischen Staaten veröffentlicht. Damit hatte die Umrechnungstabelle von Jacob de Vries sozusagen Gesetzes Charakter.

Berliner Scheffel - Getreidefruchtmaß von 1518 bis 1722.

Getreidelast in Ostpreußen (Königsberg).
Getreidelast in Westpreußen (Danzig).
Getreidelast in Reihnpreußen (Herzogtum Kleve und Grafschaft Mark).
Bergbau Raummaße in Reihnpreußen (Herzogtum Kleve und Grafschaft Mark).

Aufgrund der unterschiedlichen Kohlensorten und der damit verbundenen verschiedenen spezifischen Gewichte sowie der unterschiedlichen Stückigkeit der Kohle ist eine exakte Umrechnung in moderne Gewichtsgrößen nicht möglich.

Schiffs Gewichte

Die Bezeichnung Mäßchen war kaum in Gebrauch und die Metze teilte man lieber in halbe, viertel und achtel ein. Der Winspel zu 24 Scheffel ist schon für das Jahr 1375 aus dem Landbuch von Kaiser Karl Ⅳ für Berlin und die Mark Brandenburg belegt. Man rechnete auf den gestrichenen Berliner Scheffel 85 Pfund Weizen, 80 Pfund Roggen, 69 Pfund Gerste oder 50 Pfund Hafer nach Berliner Handelsgewicht. Es wurden 5 gestrichene Berliner Scheffel auf 4 gehäufte berliner Scheffel gerechnet. Die Honig Tonne sollte 24 Stübichen (Stof) halten. Das Stof, Stoof oder Stübichen ist ein ungenaues preußisches Handelsmaß für Flüssigkeiten und wie der Scheffel von Ort zu Ort sehr verschieden. Nur die Einteilung wie ein Viertel zu 6 Stof, ein Anker zu 30 Stof, ein Ohm zu 120 Stof, ein Faß Bier zu 130 Stof, ein Oxhoft zu 180 Stof und ein Fuder zu 720 Stof waren überall gleich.

Berliner Scheffel - Flüssigkeitsmaß von 1518 bis 1722.

Die Einteilung des Preußischen Biermaßes ab 1518 bis 1816.
GebräudeKufenFaßTonneOehmchenQuartOeselFranzösiche
Kubikzoll
Liter
1 9 18 36 144 3456 6912 200448 4044,6971136
  1 2 4 16 384 768 22272 449,4107904
    1 2 8 192 384 11136 224,7053952
      1 4 96 192 5568 112,352676
        1 24 48 1392 28,0881744
          1 2 58 1,1703406
            1 29 0,5851703
Die Einteilung des Preußischen Weinmaßes ab 1518 bis 1816.
FuderOxhoftOhmEimerAnkerQuartOeselFranzösiche
Kubikzoll
Liter
1 4 6 12 24 768 1536 44144 898,8215808
  1 1 ½ 3 6 192 384 11036 224,7053952
    1 2 4 128 256 7424 149,8035968
      1 2 64 128 3712 74,9017984
        1 32 64 1857 37,4508992
          1 2 58 1,1703406
            1 29 0,5851703

Berliner Scheffel - Gewichtsmaß von 1518 bis 1722.

Handelsgewicht

Münzmaß in Preußen

Die Feldfrüchte wurden in Deutschland, wie auch in ganz Europa, bis zum Ende des 19. Jahrhunderts nicht wie heute nach Gewicht, sondern nach Volumen oder Stückzahl bemessen. Die verschiedenen Feldfrüchte und Getreidesorten haben nämlich alle ein unterschiedliches spezifisches Gewicht, das je nach Größe oder Feuchtegehalt auch noch variiert. Normalerweise galt für Getreide (Korn) das Streichmaß, d. h., das gefüllte Messgefäß wurde über der Oberkante abgestrichen. Einzig für Hafer und Spelz wurde das gehäufte Maß (Haufenmaß) angewandt. Hierbei wurde das Messgefäß so lange angefüllt, bis der Hafer über den Rand rieselte. Gerste wurde halb gestrichen und halb gehäuft bemessen.

Eichmaß für den Scheffel in Preußen war ein Zylindergefäß von 22 preußischen Zoll Durchmesser und 8 preußischen Zoll in der Höhe, wobei 1 preußischer Zoll 2,615442 cm entspricht.

Der Berliner Scheffel Mehl sollte 75 Pfund, was ca. = 35,14 Kilogramm (kg) sind, wiegen.
1 Berliner Scheffel ergab bis 1722 im Durchschnitt für

1 Berliner Scheffel ergab ab 1722 im Durchschnitt für

Der Scheffel war allgemein ein deutsches Getreide Maß von sehr unterschiedlicher Größe.

Anmerkung: Der nach Einführung des metrischen Maßsystems in Deutschland zur Anwendung kommende "Neuscheffel" hatte 50 Liter (l) = 5 Fass zu 10 Liter (l) = ½ hl, wurde aber schon 1884 wieder abgeschafft.

Allgemeines zum Getreide- und Heumaß.

Der Scheffel war auch als Scheffelsaat ein Ackermaß gleich der Fläche, zu deren Anbau eine Scheffel Frucht oder Samen zur Aussaat erforderlich war. Die Größe schwanke entsprechend der Bodengüte, daher ist der Scheffel zwar ein präzises Hohlmaß aber leider nur ein sehr vages Flächenmaß. Die Abgaben (Steuern) und Grundrenten wurden in Deutschland vor der Mitte des 19. Jahrhunderts nach angenommenen Einheiten verteilt und erhoben, wie Hufe, Scheffel usw. Die unterschiedliche Bodenqualität wurde dadurch ausgeglichen, dass die Größe des Ackerlandes nach der dafür erforderlichen Einsaat in Scheffelsaat, Maltersaat usw. oder der Tagesarbeit eines Gespannes nach Pflügen, Joch, Jück usw. abgeschätzt wurde. Bei Wiesen galt die Arbeitsleistung eines Mähers am Tag und bei Weiden die Zahl der darauf Nahrung findenden Tiere. Als 1 Fuhre (Fuder) wurde die Fläche einer Wiese bezeichnet, die eine Wagenladung Heu eines zweispännigen Wagens lieferte. Wie beim Scheffel, war das Fuder ein präzises Hohlmaß aber leider nur ein vages Flächenmaß.

Zum Vergleich die Einteilung des Cöllnischen Markgewichts.
PfundMarkUnzeLothQuentchenPfennigeGranEschenRichtpfennige
1 2 16 32 128 512 7680 8704 9728 131072
  1 8 16 64 256 3840 4352 4864 65536
    1 2 8 32 480 544 608 8192
      1 4 16 240 272 304 4096
        1 4 60 68 76 1024
          1 15 17 19 256
            1 1,13 1,27 17,07
              1 1,13 15,06
                1 13,47
Zum Vergleich die Einteilung des Berliner Handelsgewichts.
PfundMarkUnzeLothQuentchenPfennigeHellerRichtpfennigeGramm
1 2 16 32 128 512 1024 131328 468,489
  1 8 16 64 256 512 65664 234,2445
    1 2 8 32 64 8208 29,280562
      1 4 16 32 4104 14,640281
        1 4 8 1026 3,6600702
          1 2 256,5 0,9150175
            1 128,25 0,4575087
              1 0,0035673
Die Einteilung des Alten Preußischen Handels-, Münz-, Gold- und Silbergewichtes.
ZentnerPfundMarkLothQuentchenGrän
1 110 220 3520 14080 63360
  1 2 32 128 576
    1 16 64 288
      1 4 18
        1 4,5

Zentner, Pfund, Loth und Quentchen beziehen sich auf das Handelsgewicht aber Mark und Grän auf das Münz-, Gold- und Silbergewicht.

Die Einteilung des Alten Preußischen Medizinal-Gewichtes um 1580.
PfundUnzenLothDrachmen (Quintlein)SkrupelGran (Gerstenkorn)
1 12 24 96 288 2880
  1 2 8 24 240
    1 4 12 120
      1 3 30
        1 10
Die Einteilung des Neuen Preußischen Medizinal-Gewichtes ab 1816
PfundUnzenDrachmenSkrupelGranRichtpfennige
1 12 96 288 5760 100224
  1 8 24 480 8352
    1 3 60 1044
      1 20 348
        1 17,4

Das Preußische Medizinal-Gewicht ist nach einem Directorial Befehl von 1786 das Nürnberger Medizinal-Gewicht. 1 Apothekerpfund wiegt 100224 Richtpfennige und ist daher 30848 Richtpfennige leichter als 1 Pfund Cöllnischen Markgewichts.

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Der Preußen Scheffel von 1722 - 1816.


Der Berliner Scheffel, sowie auch die Elle und das Gewicht, waren schon seit vielen Jahren in allen preußischen Provinzen eingeführt und gültig. Nur im Herzogtum Schlesien galt das Berliner Maß nicht, denn hier galt bis 1816 nur der Breslauer Scheffel, Elle und Gewicht. Im Königreich Preußen selbst wurden zwar die Berliner Elle und das Gewicht eingeführt aber der Berliner Scheffel vorerst nicht. Gerade die Regionalen Acker- und Feldmaße blieben in den Provinzen bis 1816 sehr verschieden. Das einzige wirklich in ganz Preußen gültige Maß ist das Apothekergewicht. Der Berliner Scheffel ist somit erst einmal auch nur ein Regionales lokales Maß, aus dem Berliner Raum das aber als " Preußen Scheffel " ab dem Jahre 1722 in allen preußischen Provinzen, außer Schlesien, zur Steuer Erhebung Gültigkeit hatte. Es bildet daher zum Oletzkoische Flächenmaß das Gewichtsmaß. Am 5. Mai 1722 unterschreibt Friedrich Wilhelm I. von Preußen das "Reglement", wie es mit dem probe auch andern in Königl. Landen gebräuchlichen Scheffeln und mit Eichung derselben, auch wann Streitigkeit wegen des Scheffel-Maaßes vorkommt gehalten werden solle.

Preußen Scheffel - Getreidefruchtmaß von 1722

Die Einteilung des Neuen Getreidefruchtmaß von 1722
LastWispelMalterScheffelViertelMetzenMäßgenFranzösische
Kubikzolle
Berliner Pfund
1 3 6 72 288 1152 4608 197424 5904
1 2 4 48 192 768 3072 131616 3936
  1 2 24 96 384 1536 65808 1968
    1 12 48 192 768 32904 984
      1 4 16 64 2742 82
        1 4 16 685,5 20,5
          1 4 171,375 5,13
            1 42,843 1,28

Bei der Schiffsverladung wird die Last Weizen und Roggen zu 3 Winspel aber Gerste und Hafer zu 2 Winspel gerechnet. Des Weiteren werden 5 gestrichene Scheffel auf 4 gehäufte Scheffel gerechnet. Die Last Getreide wird ganz allgemein zu 60 Scheffeln gerechnet. Bei Einlieferung in die königlichen Getreide Magazine wird der Winspel Gerste, Roggen und Weizen zu 25 Scheffel, aber Hafer zu 26 Scheffel gerechnet, bei Auslieferung hingegen wird wegen der Austrocknung des Getreides alles nur zu 24 Scheffel gerechnet.

1 Berliner Scheffel ergab ab 1722 - 1816 im Durchschnitt für

Preußen Scheffel - Flüssigkeitsmaß von 1722 - 1816

Die Einteilung des Preußischen Biermaßes ab 1722 - 1816
GebräudeKufenFaßTonneQuartKubikzollLiter
1 9 18 36 3600 230400 4122,09
  1 2 4 400 25600 458,01
    1 2 200 12800 229,005
      1 100 6400 114,5025
        1 64 1,145025
Die Einteilung des Preußischen Weinmaßes ab 1722 - 1816
FuderOxhoftOhmEimerAnkerQuartKubikzollLiter
1 4 6 12 24 720 46080 824,418
  1 1 ½ 3 6 180 11520 206,1045
    1 2 4 120 7680 137,403
      1 2 60 3840 68,7015
        1 30 1920 34,35075
          1 64 1,145025

Preußen Scheffel - Gewichtsmaß von 1722 - 1840

Handelsgewicht nach dem „Berliner kölnischen Pfund“:

Die Steingewichte, sowie die Unze, das Pfenniggewicht, das Markgewicht, das Liespfund und das Schiffspfund wurde 1840 in Preußen abgeschafft.

Preußen Scheffel - Silbergewichtsmaß von 1722 - 1816

(Münzgewicht)

alte Juwelen Gewicht

neue Juwelen Gewicht

Die Einteilung des Preußischen Münzen ab 1722 - 1816
ThalerGuldenTympfeSechserDütchenGroschenSchillingePfennige
1 3 5 15 30 90 270 1620
  1 1,67 5 10 30 90 540
    1 3 6 18 54 324
      1 2 6 18 108
        1 3 9 54
          1 3 18
            1 6

Zähl bzw. Stückmaß

Siehe unter ► Das Zähl bzw. Stückmaß.

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